Regular Expressions 101

Save & Share

Flavor

  • PCRE2 (PHP >=7.3)
  • PCRE (PHP <7.3)
  • ECMAScript (JavaScript)
  • Python
  • Golang
  • Java 8
  • .NET 7.0 (C#)
  • Rust
  • Regex Flavor Guide

Function

  • Match
  • Substitution
  • List
  • Unit Tests

Tools

Sponsors
There are currently no sponsors. Become a sponsor today!
An explanation of your regex will be automatically generated as you type.
Detailed match information will be displayed here automatically.
  • All Tokens
  • Common Tokens
  • General Tokens
  • Anchors
  • Meta Sequences
  • Quantifiers
  • Group Constructs
  • Character Classes
  • Flags/Modifiers
  • Substitution
  • A single character of: a, b or c
    [abc]
  • A character except: a, b or c
    [^abc]
  • A character in the range: a-z
    [a-z]
  • A character not in the range: a-z
    [^a-z]
  • A character in the range: a-z or A-Z
    [a-zA-Z]
  • Any single character
    .
  • Alternate - match either a or b
    a|b
  • Any whitespace character
    \s
  • Any non-whitespace character
    \S
  • Any digit
    \d
  • Any non-digit
    \D
  • Any word character
    \w
  • Any non-word character
    \W
  • Non-capturing group
    (?:...)
  • Capturing group
    (...)
  • Zero or one of a
    a?
  • Zero or more of a
    a*
  • One or more of a
    a+
  • Exactly 3 of a
    a{3}
  • 3 or more of a
    a{3,}
  • Between 3 and 6 of a
    a{3,6}
  • Start of string
    ^
  • End of string
    $
  • A word boundary
    \b
  • Non-word boundary
    \B

Regular Expression

/
/
gm

Test String

Code Generator

Generated Code

$re = '/(ISBN(?:[- ]*1[03])?:* )+?((?=[0-9X]{10}$|(?=(?:[0-9]+[- ]){3})[- 0-9X]{13}|97[89][0-9]{10}|(?=(?:[0-9]+[- ]){4})[- 0-9]{17})(?:97[89][- ]?)?[0-9]{1,5}[- ]?[0-9]+[- ]?[0-9]+[- ]?[0-9X])/m'; $str = 'Mechthild Seithe Schwarzbuch Soziale Arbeit Mechthild Seithe Schwarzbuch Soziale Arbeit 2., durchgesehene und erweiterte Auflage Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage 2010 2., durchgesehene und erweiterte Auflage 2012 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012 Lektorat: Stefanie Laux VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Satz: format.absatz.zeichen, Susanne Koch, Niedernhausen Druck und buchbinderische Verarbeitung: Ten Brink, Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-18070-0 Gewidmet meinem geschätzten, viel zu früh verstorbenen Kollegen, Michael Galuske Inhalt Vorwort zur 2., vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage. . .15 Vorwort .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 Persönliche Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25 1.1 Aufgaben-undProblemstellungen .......................26 1.2 Ein kritischer und selbstkritischer Blick auf die Außenwahrnehmung der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Die Profession Soziale Arbeit – belächelt und infrage gestellt 1.2.2 Der eigene Beitrag zum Bild in der Öffentlichkeit . . . . . . . . . 1.3 Zur Geschichte der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1 Gesellschaftliche Herkunft und sozialpolitische Funktion . . . 1.3.2 Profilierung und Stabilisierung der Sozialen Arbeit ab 1970 . 1.4 Die Profession SozialeArbeit . . . . . . . . . . 1.4.1 Spezifik der Profession Soziale Arbeit . . . 1.4.1.1 Alleinstellungsmerkmal Allzuständigkeit . 1.4.1.2 Professionelles Handeln im Alltag . . . . . . 1.4.1.3 Inszenierung und Stiftung von Solidarität 1.4.2 Professionalitätsmerkmale Sozialer Arbeit 1.4.3 Lebensweltorientierte Soziale Arbeit . . . . 1.4.4 Menschen- und Gesellschaftsbild der Lebensweltkonzeption 1.4.4.1 Der Klient als Subjekt in der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . 1.4.4.2 Ganzheitliche Sichtweise von Individuum und Gesellschaft . 1.4.5 Der ethische und fachliche Codex der Profession . .31 . .31 . .36 . .39 . .40 . .45 . .47 . .48 . .48 . .50 . .51 . .52 . .58 . .61 . .61 . .64 . .67 . .68 . .69 . .70 . .71 . .76 . .78 . .80 . .80 Soziale Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Soziale Arbeit zwischen Menschen und System . . ........ 1.5.1 Praxis im Kontext des doppelten Mandates . . . . . ........ 1.5.2 Die Brückenfunktion der Sozialen Arbeit . . . . . . . ........ 1.5.3 Erwartungen und Aufträge des gesellschaftlichen Systems an die Soziale Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.4 Problemlagen und Unterstützungsbedürfnisse der Menschen 1.5.5 Widersprüche zwischen beiden Mandaten . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Was professionelle Soziale Arbeit leisten kann . . . . . . . . . . 1.6.1 Lebensweltorientierte Lösungen der beschriebenen Fälle . . . ............. . ............. . ............. . ............. . ............. . ............. . ............. . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Inhalt 1.6.2 Begriffliche Fassung der Qualität lebensweltorientierter Sozialer Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Soziale Arbeit und Ökonomisierung – ein Ausblick . . . . 2 Veränderte Gesellschaft: Der Markt ist alles . . . . . . . Persönliche Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Der Markt übernimmt die Regie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen für die Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse werden . . . . . .88 . . . . . .89 . . . . . .91 . . . . . .91 . . . . . .94 . . . . . .98 . . . . . .98 . . . . .100 . . . . .105 . . . . .106 . . . . .109 . . . . .109 . . . . .111 . . . . .115 . . . . .116 . . . . .119 . . . . .121 . . . . .121 . . . . .124 normal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Der Alltag der Menschen gerät unter das Regime des Marktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3 Ungleichheit und Armut werden zum akzeptierten Normalfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.4 Zunahme psychosozialer Problemlagen . . . . . . . . . . 2.3 Folgen der Veränderungen für sozial Benachteiligte 2.3.1 Lebensperspektive – Ausgrenzung in Armut . . . . . . 2.3.2 Der erwünschte Habitus überfordert – und verhöhnt 3 Die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit ...... . Persönliche Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Chancen der Ökonomisierung aus Sicht der PraktikerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Die Vermarktlichung der Sozialen Arbeit . . ...... . 3.2.1 Die Neue Steuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . ...... . . . . . . . . . . .. . .. . .. . .. . .. . . . . . . . .. . .. . 3.2.2 Soziale Arbeit als marktwirtschaftliche Unternehmen . . 3.2.2.1 PrivatisierungöffentlicherAufgaben ....................125 3.2.2.2 Neue Beziehung von Kostenträger und Leistungserbringern . .128 3.2.2.3 Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsentwicklungsvereinbarung .131 3.2.2.4 Neues Finanzierungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .132 3.2.3 Wettbewerb und Konkurrenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .137 3.2.3.1 Kostenwettbewerb statt Qualitätswettbewerb . . . . . . . . . . . . . .138 3.2.3.2 Der Pseudo-Markt Sozialer Dienstleistungen . . . . . . . . . . . . . .140 3.2.3.3 Vernetzung als Modernisierungsmetapher . . . . . . . . . . . . . . . .141 3.3 Effektivität, Effizienz und Kostensenkung als zentrale Ziele . .141 3.3.1 Kostendämpfung als Effizienzstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . .142 3.3.1.1 Kosten der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .143 3.3.1.2 Lösungsmöglichkeiten des Kostenproblems . . . . . . . . . . . . . . .145 3.3.2 Ebenen und Strategien der Kosteneinsparungen . . . . . . . . . . . .147 8 3.3.2.3 Streichung von Stellen und Sachkosten . . . . . . . . ... . 3.3.2.4 Schaffung und Duldung prekärer Arbeitsplätze . . ... . 3.3.2.5 Einsatz fachfremder, nicht professioneller Kräfte ... . 3.3.3 Grenzen der Rationalisierbarkeit . . . . . . . . . . . . . ... . 3.3.3.1 Das Verhältnis von Effizienz und Effektivität . . . . ... . 3.3.3.2 Rationalisierungsmöglichkeiten in der Sozialen Arbeit 3.3.4 Tatsächliche Rolle der Effizienz in der Ökonomisierung . . . . .160 3.3.4.1 Dominanz des Effizienzgebotes im Ökonomisierungsprozess .161 3.3.4.2 Effizienz als Pseudokriterium für Fachlichkeit . . . . . . . . . . 3.4 Folgen von Effizienzdominanz und Kostendämpfung für die Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 Gefährdung der fachlichen Standards Sozialer Arbeit . . . . 3.4.1.1 Qualifizierte Soziale Arbeit wird als Luxus abgetan . . . . . . 3.4.1.2 Kostendämpfung macht Soziale Arbeit zum Billigprodukt 3.4.1.3 Ein bisschen SozialeArbeit ist nicht genug . . . . . . . . . . . . 3.4.1.4 FachmitarbeiterInnen haben die Effizienzschere im Kopf . 3.4.1.5 Verzicht auf das Gut „sozialpädagogische Fachlichkeit“ . . . . .162 . . .164 . . .164 . . .164 . . .166 . . .168 . . .170 . . .172 . . .174 . . .175 . . .177 3.4.2 Verknappte Zeitkontingente gefährden die Qualität . . . 3.4.2.1 Mangel an Kontinuität in der Sozialen Arbeit . . . . . . . 3.4.2.2 Keine Zeit für intensive und nachhaltige Soziale Arbeit 3.4.2.3 Reduzierte Personalschlüssel beschneiden die . . . . . . . . . . . . . . . . . Ökonomisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.3.1 Vorzug kostengünstiger, begrenzter Hilfen . . . . . . . . . . . . . 3.4.3.2 Effizienzauftrag dominiert die fachlichen Entscheidungen 3.4.3.3 Fehlentscheidungen konterkarieren gesetzliche Ansprüche 3.4.3.4 Aus SozialpädagogInnen werden öffentliche Finanzverwalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Verbetriebswirtschaftlichung der Sozialen Arbeit . . . . . . . 3.5.1 Logik der Betriebswirtschaft und Logik der Sozialen Arbeit . .196 3.5.1.1 Messbarkeit der Qualität Sozialer Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . .197 Beziehungsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2.4 Prozesse bleiben oberflächlich und eher wirkungslos . 3.4.2.5 Für pädagogische Arbeit reicht die Zeit nicht . . . . . . . . 3.4.2.6 Nicht-klientenbezogene Arbeiten beanspruchen kostbare Zeit .184 3.4.2.7 Burnout als Folge von Arbeitsverdichtung und Effizienzdruck 186 3.4.3 Öffentliche Soziale Arbeit als Erfüllungsgehilfin der . . . . . .149 . . . . . .151 . . . . . .154 . . . . . .156 . . . . . .156 . . . . . .158 Inhalt 3.3.2.1 Umdeutung und Nicht-Erfüllung gesetzlicher Leistungsaufträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .147 3.3.2.2 Schließung von Einrichtungen, Einstellen von Projekten . . . . .148 . . .178 . . .180 . . .182 . . .188 . . .188 . . .191 . . .191 . . .193 . . .195 9 Inhalt 3.5.1.2 Betriebswirtschaftliches Unverständnis von sozialen Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.2 Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung . . . . . . . . . . .201 . . .203 . . .204 . . .205 . . .207 . . .208 . . .208 . . .210 . . .213 . . .214 . . .215 . . .217 . . .219 . . .223 . . .223 . . .225 . . .227 . . .229 . . .230 . . .233 . . .239 . . .239 . . .241 . . .242 . . .242 . . .244 . . .246 3.5.2.1 Qualitätsentwicklung als fachliche Chance 3.5.2.2 Qualitätsentwicklung unter Kostendruck . 3.5.2.3 Bessere Qualität darf nicht mehr kosten . . 3.5.3 Eigenschaften des Marktproduktes Soziale 3.5.3.1 Soziale Arbeit, Ware mit Verfallsdatum . . 3.5.3.2 Standardisierung der Ware Soziale Arbeit 3.5.3.3 Industrielle Produktion Sozialer Arbeit . . 3.6 Wirkung, Ergebnisqualität und Evidenzbasierung . . . . . . . 3.6.1 Spezifik sozialpädagogischer Leistungen und Wirkungen . 3.6.2 Wirkungsforschung und Ergebnisqualität in der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.3 Wirkungsorientierung und Evidenzbasierung im Kontext der Ökonomisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Effiziente und ineffiziente Kunden eines Marktproduktes . 3.7.1 Die Attraktivität der Begriffe ‚Dienstleistung‘ und ‚Kunde‘ für die Soziale Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.2 Nutzer Sozialer Arbeit sind keine Kunden. . . . . . . . . . . . . . 3.7.3 Wegfall der zeitaufwendigen Motivierungsarbeit . . . . . . . . 3.7.4 Soziale Arbeit für KlientInnen muss sich rechnen . . . . . . . 3.7.5 Keine Unterstützung für ineffiziente KlientInnen . . . . . . . . 3.8 Was bedeutet Ökonomisierung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Aktivierungspolitik und SozialeArbeit . . . . . . . . . . . . . . Persönliche Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Der aktivierende Sozialstaat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Neoliberale Kritik am vor-neoliberalen sozialen Konzept . 4.1.1.1 Kritik am bisherigen Sozialstaat . . . . . . . . . . . . . . ...... . 4.1.1.2 Kritik an der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . ...... . 4.1.1.3 Neues Leitbild der Gesellschaft: der „aktivierende Sozialstaat“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.2 Hartz IV als Modell der aktivierenden Politik . . . ...... . . . .248 4.1.2.1 Arbeitslosengeld und Sozialhilfe bis 2005 – ein Rückblick . . .248 4.1.2.2 Agenda 2010 und die Hartz-Gesetzgebung . . . . . ...... . . . .249 4.1.2.3 Das Fallmanagement der Agentur für Arbeit . . . . ...... . . . .250 4.1.2.4 Aspekte des neuen Aktivierungsprozesses . . . . . . ...... . . . .252 4.1.3 Die Auswirkungen der Aktivierungspolitik auf die Soziale Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .254 10 . ........... . ............ . ............ Arbeit . . . . . . . . ............ . ............ . ............ 4.1.3.1 Soziale Arbeit im unmittelbaren Kontext zu Hartz IV ..... . .255 4.1.3.2 Die öffentliche Soziale Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..... . .257 4.1.3.3 Sonstige Bereiche der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . ..... . .258 4.2 Umdeutung sozialpädagogischer Grundbegriffe . . . . ..... . .261 4.2.1 Die Aktivierung des „aktivierenden Staates“ . . . . . . . ..... . .262 4.2.2 Fallmanagement als Perversion einer sozialpädagogischen Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3 Vergleich der beiden Aktivierungsbegriffe und -prozesse 4.2.4 Bedeutung der begrifflichen Vereinnahmung . . . . . . .. . . 4.2.5 Der eigene Beitrag der Disziplin zur semantischen Übernahme durch den aktivierenden Staat . . . . . . . . . . . . 4.3 Bruch mit dem Gesellschafts- und Menschenbild der Aufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Verzicht des Staates auf seine soziale Verantwortung .. . . 4.3.2 Aufgabe des Grundprinzips ‚Soziale Gerechtigkeit‘ ... . 4.3.3 Barmherzigkeit und Wohltätigkeit statt Ressourcenausgleich .284 4.3.4 Ausgrenzung von Menschen im aktivierenden Staat . 4.3.4.1 Ausschluss und Zurückweisung von „Überflüssigen“ 4.3.4.2 Zwei-Klassen-Soziale Arbeit im investiven Staat . . . . 4.3.4.3 Soziale Arbeit in den „Reservaten des Misslingens“ . 4.3.5 Die „Neue Unterschicht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Abkehr von Klientenorientierung und Parteilichkeit . 4.4.1 Paternalisierung statt Respekt vor den Experten ihres Lebens .297 4.4.1.1 Kein Interesse an den Menschen und ihrer Problematik . . . 4.4.1.2 Thematische Engführung: Eingliederung ins Erwerbsleben 4.4.1.3 Bevormundung verdrängt die Empathie . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1.4 Infragestellung des sozialintegrativen Erziehungsstils . . . . 4.4.2 Die Koproduktion wird zur Farce . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.3 Druck und Sanktionen als erlaubte „pädagogische“ Mittel 4.4.3.1 Zunehmende Akzeptanz von Sanktionen in der Gesellschaft . .309 4.4.3.2 Das Fallmanagement als Einfallstor einer strafenden Pädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .309 4.4.3.3 Die neue Pädagogik der Härte in der Sozialen Arbeit . . . . . . .312 4.4.4 Elternarbeit im Kontext bekannter autoritärer Konzepte . . . . .315 4.5 Ausblenden gesellschaftlicher Ursachen von individuellen Problemlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .318 4.5.1 Individualisierung gesellschaftlicher Probleme . . . . . . . . . . . .319 4.5.1.1 Neo-Soziale Arbeit individualisiert die Problemlagen ihrer Klientel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .319 . . . .267 .. . .268 .. . .271 . . . .273 . . . .276 .. . .276 ... .279 ..... . .287 ..... . .288 ..... . .290 ..... . .292 ..... . .293 ..... . .297 Inhalt .. .298 .. .301 .. .302 .. .303 .. .304 .. .308 11 Inhalt 4.5.1.2 Soziale Arbeit wird reduziert auf ein reines „Erziehungsprojekt“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1.3 Neosoziale Soziale Arbeit fördert den „sozialpolitischen Fatalismus“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.2 Abwälzung der Verantwortung auf den sozialen Nahraum . 4.5.2.1 Aktivierung der Zivilgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.2.2 Bürgerschaftliche Initiativen und soziale Randgruppen . . . 4.5.2.3 Die neosozial gewendete Gemeinwesenarbeit . . . . . . . . . . 4.6 Entwissenschaftlichung der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . 4.6.1 Bedeutungsverlust der Gesellschaftswissenschaften für die Soziale Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .323 . . .328 . . .330 . . .330 . . .332 . . .333 . . .336 . . .336 4.6.2 Reduktion der Wissenschaft Psychologie auf Psychotechnik . .339 4.6.3 Verzicht auf eine Theorie basierte Praxis . . . . . . . . . . . . . . 4.6.4 Standardisierung als Folge einer unwissenschaftlichen Auffassung von Sozialer Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Was wird aus der Profession Soziale Arbeit? . . . . .... . Persönliche Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Soziale Arbeit verschwindet nicht, aber sie verändert sich . 5.1.1 Wie sieht eine neosozial veränderte Soziale Arbeit am Ende aus? – eine Zusammenfasung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2 Was neosoziale Soziale Arbeit nicht (mehr) kann und nicht mehr will . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.3 Die Profession Soziale Arbeit ist bedroht . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Veränderungsdruck und Bewältigungsstrategien in der Sozialen Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 PraktikerInnen im neosozialen Projekt – Erleben und Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Emotionale, kognitive und handlungsrelevante Bewältigungsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .340 . . .341 . . .345 . . .345 . . .347 . . .347 . . .355 . . .360 . . .363 . . .363 . . .367 5.2.2.1 „Ich muss das schaffen!“ – Psychisch-individuelle Entlastungsstrategien ..................................... 368 5.2.2.2 Fortgesetzte Selbstausbeutung – die geduldigen HelferInnen .369 5.2.2.3 Pragmatismus ist alles – die Realos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .370 5.2.2.4 Modern ist immer gut – die ModernisiererInnen . . . . . . . . . . .372 5.2.2.5 Endlich wird ein Geschäft daraus – dieModernisierungsgewinnlerInnen ........................ 374 5.2.2.6 Passiver Widerstand und subversive Tricks – die unbeeindruckten Profis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .375 5.2.2.7 Das Beharren auf dem Verlorenen – die Konservativen . . . . . .379 12 5.2.3 Einschätzung der Strategien und Reaktionen . . . . . . . . . . . 5.3 Eckpunkte für ein neues konzeptionelles Selbstverständnis der Disziplin und Profession Soziale Arbeit . . . . . . . 5.3.1 Ablehnung der Ökonomisierung – Zurückweisung der Marktförmigkeit des Sozialen . . 5.3.2 Ablehnung des sozialpolitischen Konzeptes des aktivierenden Staates – Wiederentdeckung der politischen Rolle der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . 5.3.3 Eckpunkte für eine wissenschaftlich geleitete, subjektorientierte und politisch aktive Praxis der Sozialen Arbeit – gegen paternalistisch verordnete, s t a n d a r d i s i e r t e Ve r h a l t e n s t r a i n i n g s . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.3.1 Besinnung auf die gemeinsame Profession und ihre Merkmale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.3.2 Verbindlichkeit des Klientenmandates, Parteilichkeit und ethischer Kodex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.3.3 Konsequente Umsetzung der sozialpädagogischen Handlungsstrategien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.3.4 Fachliche Autonomie und demokratische Kontrolle der Fachlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .380 . . .384 . . .384 . . .387 . . . 3 8 8 . . . .388 . . . .390 . . . .391 . . . .392 . . . .397 . . . .398 . . . .398 6 Repolitisierung und Politisierung der Sozialen Arbeit 6.1 Soziale Arbeit und Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.1 Das politische Mandat der Sozialen Arbeit . . . . . . . . . . . . 6.1.2 Gibt es heute kritische Sozialarbeit und kritische SozialarbeiterInnen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.3 Berechtigte Kritik oder die Verfechter des ewig Gestrigen? 6.2 Strategieebenen kritischer Sozialer Arbeit . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Reflexivität als Gegenbild einer sozialtechnologischen Anpassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.2 Beharren auf sozialpädagogischen Positionen . . . ...... . 6.2.3 Das politische Mandat der Sozialen Arbeit wieder aufnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.3.1 Parteilichkeit mit unserer Klientel . . . . . . . . . . . . . ...... . 6.2.3.2 Aufklärung über das neosoziale Projekt . . . . . . . . ...... . 6.2.3.3 Durchführung alternativer Projekte Sozialer Arbeit . . . . . . 6.2.4 Solidarisches, vernetztes, politisches Handeln . . . . . . . . . . 6.2.4.1 Möglichkeiten und Erscheinungsformen solidarischen Handelns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .402 . . .403 . . .405 Inhalt . . .405 . . .407 . . .412 . . .413 . . .414 . . .415 . . .417 . . .418 13 6.2.4.2 Selbstverständnis als gemeinsame Berufsgruppe ist nicht entwickelt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .418 6.2.4.3 Hintergründe für den geringen Organisationsgrad in der Profession. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .420 6.2.4.4 Organisationen kritischer Sozialer Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . .422 6.3 Politisierung als notwendiger Lernprozess in der Sozialen Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .422 6.3.1 Unterstützungsleistungen für den Prozess der Repolitisierung und Politisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .423 6.3.2.1 Die Verantwortung der Disziplin für die Politisierung der Profession. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .424 6.3.2.2 Verantwortung der Wohlfahrtsverbände und Träger für die Weiterentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .426 6.3.2.3 Verantwortung der Hochschulen für Herausbildung eines kritischen Bewusstseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .429 6.3.2 Wie wird man eine kritische, politisch handelnde VertreterIn der Profession? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .431 6.3.2.1 Lernschritte und Erkenntnisse im Kontext Reflexivität . . . . . . .431 6.3.2.2 Lernschritte in Richtung offensiver Gegenwehr und Einmischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.2.3 Lernschritte in Richtung von Solidarisierung und organisiertem Handeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Von der Reflexivität zum politischen Handeln. . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Internet Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stichwortverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .433 . . . . . . . . .435 . . . . . . . . .438 . . . . . . . . .443 . . . . . . . . .456 . . . . . . . . .459 . . . . . . . . .461 Vorwort zur 2., vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage Vor einem Jahr war ich sehr gespannt, wie dieses Buch bei den Sozialarbeiten- den (und wie ich hoffte, auch darüber hinaus) aufgenommen werden würde. Selten habe ich in so kurzer Zeit so viele nette und dazu kritische Sozial Arbei- tende kennen und schätzen gelernt, wie seit dem Erscheinen meines Buches. Inzwischen habe ich so viel und so positive Rückmeldungen vor allem aus der Praxis der Sozialen Arbeit bekommen, dass ich weiß, dass mein Buch wirklich das leistet, worum es mir ging und geht: Es soll ein Buch sein, das jeder verstehen kann, zumindest jede/r Sozialar- beiterIn, jede/r Student/in der Sozialen Arbeit und jeder, der ein bisschen Interesse hat für Sozialpolitik. ISBN 978-3-531-18071-0 ISBN 978 3 521 18070 0 ISBN13: 978 3 521 18070 0 ISBN 13: 978 3 521 18070 0 ISBN-13: 978 3 521 18050 0 s soll ein Buch sein, in dem sich die Wissenschaft direkt und vor allem anderen an die Praxis wendet und für die PraktikerInnen hilfreich ist. Es soll ein Buch sein, das Soziale Arbeit nicht nur in Teilbereichen, Teilas- pekten etc. abbildet, sondern wirklich für die gesamte Profession spricht. Es soll ein Buch sein, das eine gemeinsame Sicht von dem vermittelt, was Soziale Arbeit bedeuten kann. Und es soll Selbstbewusstsein und Freude an diesem Beruf vermitteln. Es soll ein Buch sein, das die verschiedenen Probleme und Zumutungen, denen wir in der Praxis der Sozialen Arbeit heute ausgesetzt sind, deutlich und in ihren gemeinsamen gesellschaftlichen Zusammenhängen erkennbar macht. Es will auf keinen Fall ein trauriges Buch sein, soll nicht niederdrücken und ohnmächtig machen. Aber es kann nicht darum gehen, Probleme unter den Teppich zu kehren oder harmlos zu reden. Deswegen ist es wohl auch ein zorniges Buch. Es soll ein Buch sein, das hilft zu verstehen, was zurzeit in der Sozialen Arbeit passiert. Aber es soll Mutmachen und das Bedürfnis wecken, etwas dagegen zu tun. Das Schwarzbuch Soziale Arbeit ist mit Sicherheit nicht das erste und einzige Buch, das sich dieser Thematik widmet. Aber es ist vielleicht insofern ein An- fang von etwas Neuem, als es nicht nur analysiert und reflektiert, sondern be- wusst und gezielt dazu auffordert, Widerstand zu leisten gegen alle Tendenzen, diesen anspruchsvollen und erfüllenden Beruf zu einer Menschen missachten- 15 Vorwort zur 2., vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage den und Menschen schuldig sprechenden Leistung im Dienste der herrschen- den Politik und Wirtschaft verkommen zu lassen. Ich hoffe, auch die zweite, erweiterte, überarbeitete und aktualisierte Aus- gabe dieses Buches wird weiterhin dazu beitragen, die Kräfte in unserer Pro- fession zu stärken, die nicht mehr bereit sind, zu schweigen und zu dulden. Die neue Auflage wurde insbesondere im letzten Teil erweitert, bei dem es zum einen um die Einschätzung der gegenwärtigen Situation in der Profession und zum anderen um die Frage geht, wie eine Repolitisierung Sozialer Arbeit aussehen könnte und was dazu getan werden kann. Darüber hinaus habe ich die Fälle, an denen im ersten Teil des Buches beschrieben und durchdekliniert wurde, was Soziale Arbeit bedeutet, im An- schluss an die Analyse der Ökonomisierung und der neosozialen Veränderun- gen der Sozialen Arbeit im aktivierenden Staat noch einmal aufgegriffen. Die Darstellung wurde dahingehend erweitert, dass nun auch deutlich wird, was in diesen konkreten Fällen neosoziale Soziale Arbeit leisten bzw. eben nicht mehr leisten kann und will. Des Weiteren habe ich Überlegungen vertieft, die die theoretische Verortung der Sozialen Arbeit im Rahmen individualisierender Konzepte als einen Faktor ausweist, der möglicherweise mit dazu beigetragen hat, dass die neoliberale Entwicklung dermaßen problemlos die Soziale Arbeit überrollen konnte. Hieraus ergeben sich Konsequenzen für eine notwendige theoretische Reflexion und Neudefinition der Sozialen Arbeit selber. Mechthild Seithe Oranienburg 15.7.2011 16 Vorwort „Das ist ja alles ganz schön und gut, was wir hier lernen, aber in der Praxis weht ein ganz anderer Wind!“, sagen immer öfter Studierende, wenn Sie aus ihrem Praktikum in die Hochschule zurückkommen. Offenbar bekommen sie in der Praxis zunehmend mehr den Eindruck, dass sie mit dem, was sie bei uns an Fachlichkeit und an Konzeption Sozialer Arbeit lernen, in der konkreten Praxis scheitern könnten. Was ist da los? Vermitteln wir überkommene Methoden und überlebte Kon- zeptionen? Tatsächlich lehren wir eine Soziale Arbeit, die modernen Bedin- gungen und Herausforderungen angemessen ist, die aber – dennoch – vom Grundgedanken der Menschenwürde und vom Subjektstatus ihrer Klientel ausgeht. In der sozialarbeiterischen Wirklichkeit aber geht es heute scheinbar nur noch um Geld, um Kostenreduktion oder um das Beschaffen von finanzi- ellen Ressourcen. Zeit für notwendige kommunikative Prozesse ist oft nicht vorhanden oder wird nicht finanziert. Hilfen, die erforderlich sind, werden nicht hinreichend zur Verfügung gestellt. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz z.B., das noch vom Geist der Lebensweltorientierung geprägt ist, erscheint den Studierenden immer mehr als ein Ideal, das höchstens orientieren kann, das aber längst unbezahlbar ist. Der öffentliche Erfolgsdruck auf die Mitarbei- terInnen der Sozialen Arbeit steigt angesichts der in den Medien breitgetrete- nen Skandale, gleichzeitig wird ihnen der fachliche und sozialpädagogische Handlungsspielraum genommen. In der Sozialen Arbeit machen sich in einem solchen Klima Vorgehensweisen und Menschenbilder breit, die wir mit den autoritären und fürsorglichen Ansätzen der Vergangenheit glaubten, hinter uns gelassen zu haben. Soziale Arbeit wird seit etwa 1990 zunehmend als „Marktgeschehen“ be- trachtet und den Gesetzen der Ökonomisierung unterworfen. Was im Klartext vor allem heißt, dass sie mit weniger Geld auszukommen hat, dass sie vor al- lem effizient zu sein hat, dass sie im Kontext von Marktgesetzen zu existieren und zu wirken hat. Verpönt ist zudem zunehmend der Blick auf die verursachenden sozialen Hintergründe von Problemlagen. Die Gesellschaft und ihre mögliche Verur- sachung psycho-sozialer Probleme bleiben außen vor und die Politik wird von Verantwortung frei gesprochen. „Es geht nicht mehr um die alltagsnahe und subjektorientierte Unterstützung bei der Bewältigung von Lebenskrisen, Bedarfslagen und psychosozialen Problemen, sondern um die kostengünstige 17 Vorwort Produktion von „soft und hard skills“ zum Überleben in der globalen Markt- wirtschaft“, bringt Galuske die gegenwärtige Situation der Sozialen Arbeit auf den Punkt (Galuske 2007, S. 23). Die Soziale Arbeit hat längst selber damit begonnen, sich an diese Anforde- rungen anzupassen. Viele Sozialarbeitende sind zwar bemüht, auch unter sol- chen Bedingungen das eben nur Mögliche für ihre KlientInnen zu erreichen. Aber das wird immer schwieriger. Fast alle, auch viele betroffene PraktikerInnen, und erst recht die öffentli- chen Träger, sprich die Kommunen, das Jugendamt, das Sozialamt und eben- so die großen freien Träger der Sozialen Arbeit wie AWO, Caritas, Diakonie, Paritätischer Wohlfahrtsverband u. a. nehmen die neuen Entwicklungen – bis auf vereinzelte rühmliche Ausnahmen – scheinbar hin wie ein Naturgesetz. Manche versprechen sich von einer Anpassung an diese Tendenzen auch neue Anerkennung und Akzeptanz für ihre Profession. Auch unseren Studierenden scheint nichts anderes übrig zu bleiben, als sich anzupassen, wenn sie in diesem Arbeitsfeld ihre Brötchen verdienen wollen. Es ist mir und meinen KollegIn- nen, vielen unserer Studierenden und einer Reihe von kritischen PraktikerIn- nen ein dringendes Anliegen, diese Entwicklung nicht einfach hinzunehmen, uns nicht mit ihr zu arrangieren und sie nicht als „modernen“, zwangsläufigen Prozess zu akzeptieren. Viele suchen eine Möglichkeit, ihre Kritik unverblümt laut zu sagen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dieses Buch, das in Zu- sammenarbeit mit vielen Studierenden, KollegInnen und PraktikerInnen ent- standen ist, soll ein Schritt dazu sein, solchen Entwicklungen und den für sie Verantwortlichen die „rote Karte“ zu zeigen. Bei meinen Recherchen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Praktike- rInnen nicht selten Angst haben, sich durch ihre kritischen Erzählungen zu gefährden und dann als unliebsame oder unangepasste MitarbeiterInnen iden- tifiziert und schlicht ausgetauscht zu werden. Als Hochschullehrerin bin ich dagegen weitgehend von der aktuellen politischen Landschaft unabhängig und habe so die Möglichkeit, für diese Problematik ein Sprachrohr zu schaffen. Gleichzeitig halte ich es für meine Aufgabe, mich nicht auf die distanzierte Betrachtung der sich abzeichnenden Prozesse zurückzuziehen, sondern mich parteilich für die Erhaltung von Fachlichkeit, von Professionalität und für ein humanistisches Engagement der Sozialen Arbeit einzusetzen. Das vorliegende Buch begreife ich deshalb als Chance, solche „modernen“ Erscheinungen in- nerhalb der Sozialen Arbeit laut und deutlich beim Namen zu nennen und diese Tatsachen dabei gleichzeitig einer Öffentlichkeit für eine kritische Bewertung zur Verfügung zu stellen, die über den internen Kreis der Sozialen Arbeit hin- ausgeht. 18 Wegen der oben angedeuteten Gefährdung der PraktikerInnen, die mir pro- blematische Beispiele und Fakten aus ihrer Praxis anvertraut haben, gehe ich bei meinem ‚Schwarzbuch‘ so vor, dass sämtliche Fälle und Vorkommnisse vollständig anonymisiert dargestellt werden, soweit unkenntlich gemacht, dass zwar ihr Charakter deutlich werden kann, es aber nicht möglich ist, bestimmte Träger, Einrichtungen, Fälle, Städte etc. wieder zu erkennen. Es wird in diesem Schwarzbuch deshalb nicht um eine Sammlung von Beweisen und konkreten Nachweisen gehen, sondern um eine exemplarische Beschreibung von kriti- schen Entwicklungen und Problemlagen. Der Text, so weit er Beispiele aus der Praxis verwertet, ist zu verstehen als Auswertung und Interpretation von Erfahrungen, die nicht alle in einer empirisch abgesicherten Form vorliegen, die aber als Erfahrungen verschiedener Beobachter der Szene insgesamt ein anschauliches Bild vermitteln und Hypothesen über die Folgen von Ökono- misierung und ‚aktivierendem Staat‘ für die Praxis der Sozialen Arbeit nahe legen. Sicher wäre es auch möglich gewesen, eine Fülle von Praxisbeispielen zu finden, in denen Soziale Arbeit als professionelle Arbeit auch heute noch gut funktioniert, wo MitarbeiterInnen oder auch Träger fachliche Standards durch- setzen, wo Sozialarbeitende sich aktiv und erfolgreich wehren gegen Zumutun- gen und Tendenzen, die Soziale Arbeit zu einem Billigprodukt verkommen zu lassen oder auch Beispiele, wo sich Sozialarbeitende für ihre Klientel einset- zen und einsetzen können. Vielleicht hätte ich ja sogar ein Beispiel gefunden, bei dem sich Sozialpolitiker für eine fachlich qualifizierte und angemessen finanzierte Soziale Arbeit eingesetzt haben. Aber hier handelt es sich um ein Schwarzbuch, das Schwachstellen und Fehler, Skandale und problematische Tendenzen aufzeigen will. Deshalb stehen die negativen Beispiele im Zentrum des Interesses. Die KollegInnen und Kollegen, die bessere Arbeit machen als es hier an vielen Stellen beschrieben wird, bei denen Qualität noch wirklich Qualität ist oder die sich z. B. nicht einschüchtern lassen von Verwaltungen, Chefs oder Sozialpolitikern, mögen mir verzeihen, wenn ich ihnen auf diese Weise nicht gerecht werden kann. Vielleicht muss als nächstes ein Buch ge- schrieben werden über die Möglichkeiten, im aktivierenden Staat und ange- sichts der Ökonomisierung und Vermarktlichung Sozialer Arbeit – dennoch, wieder und erst Recht – gute Sozialarbeit zu machen. Mit diesem Schwarzbuch wird also die Klage der sozialpädagogischen Pro- fession gegen die neoliberalen sozialpolitischen Intentionen und Entwicklun- gen der letzten Jahre geführt, gegen die Ökonomisierung und die Sparpolitik und gegen die Ideologie des aktivierenden Sozialstaates. Aber dieses Buch soll mehr sein als nur eine fach- und berufspolitische Streitschrift: Vorwort 19 Vorwort Es handelt sich um ein exemplarisches Buch. Im Folgenden werden ein Prozess und seine Folgen beschrieben, die ex- emplarisch für andere Berufs- und Arbeitsfelder stehen. Was sich in der Sozialen Arbeit abspielt, das findet sich in ganz ähnlicher Weise im Bil- dungsbereich, im Gesundheitswesen oder auch im Kulturbereich wieder. Wer also in diesen gesellschaftlichen Feldern auf ähnliche Problemlagen gestoßen ist und sich mit ihnen und ihren Ursachen auseinander setzen will, der findet hier Anregungen und Parallelen. Die folgenden Betrachtungen und Beispiele aus der Sozialen Arbeit thema- tisieren immer auch die Lage der betroffenen Menschen selber, mit denen diese zu tun hat. Damit geht es nicht nur um die Auswirkungen der gesellschaftlichen Verän- derungen und politischen Entscheidungen auf die Soziale Arbeit, sondern ebenfalls um deren Auswirkungen auf die Lebenslagen und die Lebens- qualität der Menschen und hier insbesondere der Menschen mit sozialer Benachteiligung. Ohne Blick auf diese Menschen kann ein Blick auf die Profession der Sozialen Arbeit nicht gelingen. Von der Entwicklung der Sozialen Arbeit hängt u. a. die Frage ab, wie diese Gesellschaft zukünftig mit den Menschen umgehen wird, die sie an ihren Rand gedrängt hat. Eine neoliberale Veränderung, Vermarktlichung, Verkürzung und Depro- fessionalisierung der Sozialen Arbeit trägt selber entscheidend dazu bei, ein Welt- und ein Menschenbild zu verbreiten und gesellschaftlich durch- zusetzen, in dem es eine gesellschaftliche Verantwortung für soziale Prob- lemlagen angeblich nicht mehr gibt und in dem die von der Gesellschaft als überflüssig Betrachteten nur noch verwaltet werden müssen. Es geht in diesem Buch um die Darstellung einer Profession, die – wie viele andere – unter den Folgen der Vermarktlichung der Gesellschaft zu leiden hat. Es geht aber auch um das Aufzeigen der Tatsache, dass eine neoliberal auf den Kopf gestellte Soziale Arbeit eine Veränderung der Gesellschaft mit un- terstützen wird, durch die unsere Kultur in eine Zeit zurück geworfen werden könnte, in der die Erkenntnisse und Werte der Aufklärung wie Gleichheit und Gerechtigkeit noch nicht bekannt und Richtung weisend waren. Man kann das vorliegende Schwarzbuch unterschiedlich nutzen, je nach dem, was man erfahren will: Eine durchlaufende Lektüre des gesamten Buches ver- bindet für den Leser die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge mit den praxiskritischen Darstellungen. Wem es mehr darum geht, dieses Buch als Lesebuch, als Sammlung von Erfahrungen zu nehmen, der sei auf die Beispiele und auf die ‚persönlichen Erfahrungen‘ verwiesen, die den Band durchziehen. 20 Im ersten Kapitel wird zunächst – um später den Deprofessionalisierungs- prozess der Sozialen Arbeit durch die Ökonomisierung und den aktivierenden Sozialstaat erkennbar machen zu können – die Soziale Arbeit als eigenständige Profession vorgestellt. Wer von meinen LeserInnen meint, genug über Soziale Arbeit zu wissen, kann dieses erste Kapitel getrost überschlagen. Es wird hier zum einen um das Bild gehen, das die Öffentlichkeit von der Sozialen Arbeit hat. Im Anschluss daran werden die wichtigsten Merkmale und Aspekte der Profession Soziale Arbeit erläutert, ihre Funktion und gesellschaftliche Rolle entwickelt, ihre Geschichte dargestellt und ihr fachliches Vorgehen anhand der sie leitenden Lebensweltkonzeption erklärt und im Rahmen einer Reihe von praktischen Fällen veranschaulicht. Das zweite Kapitel präsentiert in knapper Form die Veränderungen der Zweiten Moderne für die Gesellschaft und die Menschen dieser Gesellschaft. Hieraus ergeben sich neue Aufgaben und aktuelle Herausforderungen für die Soziale Arbeit. Das dritte Kapitel stellt ausführlich die verschiedenen Aspekte der Öko- nomisierung und der neuen Steuerungsprozesse in der Sozialen Arbeit dar. Anschließend werden die Implikationen und die Folgen der Ökonomisierung für die Profession diskutiert. Die Veränderungen und Zumutungen, denen die Soziale Arbeit dabei ausgesetzt ist, werden ausführlich und an einer Fülle prak- tischer Beispiele erläutert. Im vierten Kapitel geht es um die Darstellung des aktivierenden Sozialstaa- tes und seine Versuche, sich als sozialpädagogisches Aktionsfeld zu verkaufen. Seine Herausforderungen und Implikationen, die Folgen für die Soziale Arbeit sowie ihre Verluste werden ausführlich diskutiert und an praktischen Beispie- len erläutert. Das fünfte Kapitel schließlich versucht, Stellung zu beziehen zu den darge- stellten Ergebnissen und Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für eine Soziale Arbeit zu entwickeln, die sich nicht widerstandslos den an sie gestell- ten Zumutungen ergeben will. Bedanken möchte ich mich bei allen Studierenden, PraktikerInnen und Kol- legInnen, die meine Recherchen mit Anregungen und Beispielen unterstützt haben. Mein besonderer Dank gilt meiner Mitarbeiterin Kaja Job für ihre kon- struktive Kritik und ihre engagierten Ideen. Meinem Mann Klaus-Peter danke ich für die geduldige, hilfreiche und aufbauende Unterstützung während der langen Monate, in denen ich an diesem Buch schrieb. Mechthild Seithe Jena, den 1. November 2009 Vorwort 21 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? Fast jeden Tag hören wir in den Medien von vernachlässigten Kindern, von Kindesmisshandlungen mit Todesfolge, von Kindesaussetzungen, von Kinds- tötungen, usf. Ein Fall ist erschreckender als der andere. Man fragt sich, wie so etwas in unserer Gesellschaft passieren kann. Man ist entsetzt und fassungslos. Und man sucht die Schuldigen: Natürlich die Mütter, manchmal die Väter und vor allem die Jugendbehörde, die offenbar zu nachlässig war, weggesehen hat oder die Situation verkannt hat. Wenn wieder einmal in den Nachrichten davon berichtet wird, dass Mütter ihre Kinder zu Tode gequält haben, sie verhungern ließen, dass Väter die Kinder brutal geschlagen oder vom Balkon geworfen haben, dann ist regelmäßig auch vom Jugendamt die Rede und die Profession Soziale Arbeit steht unter Beschuss. Skandalisierungen von zu Tode vernach- lässigten Kleinkindern, die unsere Medien beherrschen, führen in Politik und Öffentlichkeit jedoch nur zu einer oberflächlichen Aufmerksamkeit gegenüber dem Berufsfeld der Sozialen Arbeit. „Soziale Arbeit hat versagt“, stellt man einmal mehr fest. Abgesehen davon, dass es entgegen dem Eindruck, den Politik und Me- dien vermitteln, gar keine Steigerung der Kindestötungsdelikte1 in Deutsch- land gibt, sondern diese Zahl laut Statistischem Bundesamt sogar sinkt, der wirkliche Skandal – so meine These – bleibt damit ungenannt, unbestraft und unverändert bestehen. Skandalös sind nämlich die unzureichenden Bedingun- gen und Ressourcen, die heute für Soziale Arbeit bereitgestellt werden. Eine Soziale Arbeit, die wirklich dazu beitragen könnte, Entwicklungen und Ka- tastrophen zu verhindern, bräuchte andere Arbeitsbedingungen als ihr in der gegenwärtigen Sozialpolitik zugestanden werden. Aber diese Tatsache wird weder angeprangert noch reflektiert. Nur wenige Fachleute haben den Mut, in der Öffentlichkeit laut zu sagen, wie es zu solchen Ereignissen kommen konnte. So kommentiert z. B. Gerhard Tersteegen (2007 a. a. O.) den Verlauf des „Falls Kevin“ in Bremen wie folgt: 1 Aktuelle Daten zeigen, dass die Zahl der Kindstötungen nicht steigt – im Gegenteil, sie sinkt sogar. So wurden im Jahr 2006 nur 202 Kinder Opfer von Tötungsdelikten, das waren 88 weniger als im Jahr 2000 (vgl. Wermelskirchen 2009 a. a. O.). M. Seithe, Schwarzbuch Soziale Arbeit, DOI 10.1007/978-3-531-92271-3_1, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012 23 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? „Die Praxis der Jugendhilfe2, 3 gerät in Gefahr, dass die von ihr erbrachten und zu erbringenden Leistungen künftig nur noch unter monetären Gesichts- punkten betrachtet werden. (...) Zu warnen ist davor, dass sozial benachteili- gende Lebenslagen der Adressaten aus dem Blickfeld geraten und die Sicht öffentlichISBN-13: 978-1-4028-9462-6er Verantwortung und Aufgabenwahrnehmung verschwindet.“ (eben- da) Es geht dabei um keinen kleineren Vorwurf als den: Der Staat, der auf den Sozialstaat in seiner bisherigen Struktur meint verzichten zu können und dem es statt um Menschenwürde und Kinderrechte nur noch um Effizienz zu gehen scheint, stellt seine Kinder frei, frei von Schutz und frei von Unterstützung. Der gegenwärtig zu beobachtende Prozess der Deprofessionalisierung und Qualitätsminimierung in der Sozialen Arbeit bleibt von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, unbemerkt und wird nicht hinterfragt: Vielleicht liegt das auch daran, dass keiner so recht weiß, was sie eigentlich leisten kann? Denn selbst die PraktikerInnen scheinen unter den sie täglich zu Effizienz und Eile antreibenden Arbeitsbedingungen allmählich zu vergessen, was sie als professionell Sozialarbeitende wirklich können. Solange also nie- mand weiß, was eigentlich möglich wäre, was Soziale Arbeit eigentlich be- wegen könnte, wenn man ihr die notwendigen Bedingungen und Spielräume zurückgeben würde, verwundert es nicht, dass alle nur den Kopf schütteln über die Fehler und Auslassungen der Sozialen Arbeit in solchen Skandalfällen. Dies ist der Hintergrund dafür, dass sie zunächst einmal vorgestellt werden soll – die weithin „unbekannte Profession“ Soziale Arbeit. 2 3 Mit Blick auf eine Leserschaft, die nicht ausschließlich „vom Fach“ ist, sind die erklären- den Fußnoten zu sehen. VertreterInnen der Sozialen Arbeit werden diese Informationen wohl kaum benötigen. Der Bereich der Kinder- und Jugendhilfe (alle Hilfen, Leistungen aber auch alle hoheitlichen Aufgaben, die sich an Kinder, Jugendliche, junge Heranwachsende und Eltern richten) hat den größten Anteil an der Sozialen Arbeit insgesamt. Hier entstehen die meisten Kosten, hier gibt es auch die meisten Stellen für Sozialarbeitende. Gleichwohl ist Soziale Arbeit keines- wegs identisch mit der Kinder- und Jugendhilfe. Darüber hinaus gibt es Soziale Arbeit in der Behindertenhilfe, der Psychiatrie, der Suchthilfe, der Obdachlosenhilfe, der Krankenhilfe und vielen mehr. Dennoch wird der Bereich der Kinder- und Jugendhilfe auch in diesem Buch sehr oft exemplarisch für die Soziale Arbeit insgesamt angeführt und besprochen. Das hängt zum einen mit ihrer oben erwähnten quantitativen Bedeutung zusammen, aber auch mit der Tatsa- che, dass zum einen die gesetzlichen Bedingungen für Soziale Arbeit im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfe Gesetzes (1990, auch SGB III) einen spezifischen Rahmen bekommen haben, der im Weiteren für die Soziale Arbeit in ihrer lebensweltorientierten Ausprägung insgesamt maßgebend wurde (u. a. der § 36 KJHG, der die Notwendigkeit einer Betroffenenbeteiligung der Klientel im Aushandlungsprozess Sozialer Arbeitdefiniert). Zum anderen hat gerade die Ökonomisierung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sehr frühzeitig und durchgreifend versucht, Kosteneinsparungen und eine an Effizienz- und Effektivitätskriterien ausgerichtete Soziale Arbeit durchzusetzen, sodass viele Praktiken der Ökonomisierung und die meisten Folgen der veränderten „aktivierenden“ Auffassung von Sozialpolitik in diesem Feld sehr gut zu beobachten sind. 24 Persönliche Erfahrungen Es ging mir überhaupt nicht anders als allen anderen Leuten: Ich hatte keine Ahnung, was Soziale Arbeit ist und was sie kann. Als ich nach abgeschlossenem Psychologiestudium und noch mitten in der Promotion stehend, bei der damals in Münster neu gegründeten katholischen Fachhochschule vorsprach, um mich evtl. auf eine Professorenstelle zu bewerben, war die damalige Dekanin durch- aus interessiert und meinte dann seufzend: „Schade, dass ich nicht Franz von Assisi bin, dann würde ich Sie hier sofort einstellen.“ Es war im Jahre 1970 und ich war für diese FH zu links, offenbar und interessanter Weise wäre ich das für Franz von Assisi nicht gewesen. Trotzdem, ich wundere mich heute über meinen Mut oder besser gesagt über meine Ignoranz. Denn obwohl ich wirk- lich keinerlei Ahnung hatte, was Soziale Arbeit ist, kann und macht – etwa im Vergleich zur Psychologie – traute ich mir locker-lustig zu, es den Studierenden beizubringen. Als ich dann ein wenig später im Team einer Erziehungsberatungsstelle ge- landet war, machte ich mir den zu uns gehörenden Sozialarbeiter vorüberge- hend zum Intimfeind, weil ich mein Unwissen dahingehend outete, dass ich meinte, Sachbearbeitung im Sozialamt sei das gleiche wie Sozialarbeit. Die GewerkschaftskollegInnen in der ÖTV allerdings brachten mir dann doch sehr schnell bei, was Soziale Arbeit eigentlich bedeutet und dass ich sie als Psycho- login nicht so einfach nebenbei mit erledigen konnte. Ich hatte Jahre später, als Erziehungsberaterin, mit viel Mühe und Motivati- onsarbeit für eine depressive Mutter einen Platz in einer therapeutischen Mut- ter-Kind-Einrichtung organisiert, mich aber in keiner Weise darum gekümmert, woher dafür das Geld kommen sollte. Als ich beim letzten Telefongespräch auf die abschließende Frage der Einrichtungsleitung, wer das Ganze denn nun finanzieren würde, völlig fassungslos und überfordert reagierte, schwante mir, dass ich Vieles nicht wusste und bisher auch offenbar nicht hatte wissen wollen. Ich musste passen. Die Hilfe fand nicht statt und ich habe mich kräftig geschämt. Für eine Psychologin war die Finanzierung damals offenbar kein Thema. Als ich in einem anderen Fall das Vertrauen einer Frau aus einem Sozialen Brennpunkt gewonnen hatte, die mir ihre Erfahrungen als sexuell missbrauch- tes Kind erzählte und die im Rahmen unserer Gespräche immer mehr zu einem Menschen erwachte, der seine Würde wiederentdeckte, stand ich hilflos und verdutzt vor der Tatsache, dass das allein nichts in ihrem Leben ändern konnte. Sie erwartete, dass nun alles anders werden müsse: ihre Gewalt volle Ehe, ihr ganzes armseliges, im materiellen wie im psychischen Sinne armes Leben, die Alkoholkrankheit ihres Mannes, die Entwicklungsverzögerungen bei ihren Kin- dern usf. Damals begriff ich, dass Hilfe und Unterstützung für einen großen Teil der Bevölkerung nicht allein psychischer Natur sein darf. Sie brauchen mehr. Sie brauchen auch praktische Unterstützung, brauchen Unterstützung dabei, ihr 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? 254 - 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? Leben wieder in die Hand zu nehmen, es zu bewältigen, sie brauchen konkrete Unterstützung auch – aber nicht nur – materieller Art und sie brauchen jeman- den, der Partei für sie ergreift und sich auf ihre Seite stellt, weil sie im Vergleich zu anderen in dieser Gesellschaft zu wenig Ressourcen abbekommen haben ... Damals entschloss ich mich, nachträglich und zusätzlich noch Sozialarbeite- rin zu werden. Ich studierte neben meiner Arbeit und machte es mir zur Pflicht, das Fach Psychologie in diesem Studium außen vor zu lassen und mich auf alles andere zu stürzen. Und da blieb wahrhaftig noch sehr viel übrig, von dem ich keine Ahnung gehabt und auf das ich bis dahin auch kaum Aufmerksamkeit gerichtet hatte. Ich wurde also Sozialarbeiterin und 35 Jahre nach meinem ersten, naiven und überheblichen Versuch in Münster, unterrichte ich heute nun wirklich wer- dende SozialarbeiterInnen und dies seit 18 Jahren. 1.1 Aufgaben- und Problemstellungen Soziale Arbeit, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden und zunächst vorwiegend auf die Armutspopulation gerichtet war, hat sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts auf eine große Vielfalt von Arbeitsfeldern ausgedehnt. Soziale Arbeit ist inzwischen z. B. tätig in der Kinderbetreuung, der Jugendarbeit und in der Schulsozialarbeit in Kooperation mit den Schulen. Sie leistet Hilfe zur Er- ziehung in Heimen und in Heim ähnlichen Einrichtungen oder in Pflegefamilien. Sie arbeitet ambulant mit Familien, die Erziehungsprobleme haben – und das oft mit solchen Familien, die als „Multiproblemfamilien“ bezeichnet werden, weil sie gleichzeitig in den unterschiedlichsten Bereichen ihrer Lebensführung nicht zu Recht kommen. Sie bewältigt Aufgaben im Gesundheitswesen, im Strafvoll- zug, in der Alten- und Behindertenarbeit und in der Berufshilfe. Sie wirkt als Straßensozialarbeit, in der Scheidungsberatung, in der Suchtberatung, in der Ar- beit mit MigrantInnen. Die Aufzählung ist noch lange nicht vollständig. Neben der Arbeit mit einzelnen KlientInnen und Familien (Einzelfallar- beit) leistet Soziale Arbeit auch Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit. Als Beispiele für Gruppenarbeit seien hier Kindergruppenangebote genannt für Kinder, deren Eltern sich trennen wollen, oder auch Angebote für jugendliche Straftäter im Sinne von „Sozialen Trainingskursen“4. Gemeinwesenarbeit ist ein Aufgabenfeld der Sozialen Arbeit, das eine lange Tradition hat. Heute finden sich Projekte der Gemeinwesenarbeit in Sanierungsgebieten, in Obdachlosengebieten aber auch in „normalen“ Neu- 4 Soziale Trainingskurse sind Erziehungsmaßregeln bzw. erzieherische Maßnahmen, die das Jugendgerichtsgesetz (§ 9 JGG) vorsieht, um auf eine Straftat eines Jugendlichen oder Heran- wachsenden zu reagieren. Es wird hier versucht, Möglichkeiten und Hilfen zur Korrektur des Fehlverhaltens bzw. zur Verarbeitung von Konfliktlagen bereitzustellen. 26 baugebieten, die eine hohe soziale Problematik aufweisen und meist eine schlecht entwickelte Infrastruktur. In der Gemeinwesenarbeit steht nicht der Einzelne im Fokus der Sozialen Arbeit, sondern das gesamte Gemeinwesen, also z. B. alle Gruppen eines Stadtgebietes. Auf die Gemeinwesenarbeit und ihre heutigen Herausforderungen wird im weiteren Verlauf des Textes noch näher eingegangen (s. Abschnitt 4.5.1.3). Die Forderung, sich einzumischen in alle politischen Felder, die für ihre Klientel von Relevanz sind, wurde für die Jugendhilfe im KJHG §1 Abs. 4 festgehalten. Hier fordert der Gesetzgeber: „Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechtes nach Abs. 1 KJHG (Recht des jungen Menschen auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit) dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaf- fen.“ Um zu zeigen, mit welchen Problemlagen Soziale Arbeit heute konfron- tiert wird, sollen im Folgenden sieben Beispielfälle vorgestellt werden, die in Ansätzen die Breite des Aufgabenfeldes veranschaulichen und anhand derer im weiteren Verlauf dieses Textes erklärt werden soll, was dabei die Aufgaben Sozialer Arbeit sind und wie Soziale Arbeit sie löst. Die Problematik der meisten vorgestellten Fälle, z. B. die Gewalt in Schu- len, die Folgen der Trennungskrisen in Familien, die Obdachlosigkeit, die Per- spektivlosigkeit von jugendlichen MigrantInnen könnte man auch mit einem Gemeinwesen- oder Gruppenansatz sinnvoll und effektiv angehen. Gemein- wesenarbeit, soziale Gruppenarbeit, präventive Projekte, Projekte, die Einfluss nehmen auf Lebensbedingungen, auf soziale Institutionen wie z. B Schule oder Stadtverwaltung, die sich einmischen in politische Entscheidungen zugunsten ihrer Klientel, all diese Ansätze gehören zur Sozialen Arbeit genau so dazu wie die so genannte „Einzelfallarbeit“. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und um den Einstieg nicht zu sehr auszudehnen wird hier auf die Darstellung von Beispiel der Gruppen- und Gemeinwesenarbeit verzichtet. Auf beide wird im weiteren Verlauf des Textes noch eingegangen (s. Kapitel 4.5). 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? 27 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? Fallbeispiele 1. Swen Arbeitsfeld: Wächteramt der Jugendhilfe5 Er heißt nicht Kevin, aber seine Zukunft könnte ähnlich verlaufen, wenn nichts passiert: Swen ist 2 Jahre alt und lebt mit seiner allein erziehenden Mutter Katja (19 Jahre alt) zusammen. Der Vater des Kindes ist mit der Mutter nur noch spo- radisch zusammen. Er hat auch Beziehungen zu anderen Frauen und verlangt seine Freiheit. Katja versucht, ihre Mutterpflichten zu erfüllen, was ihr bei der beengten finanziellen Situation (sie bezieht für sich und Swen Hartz IV) und angesichts der Einschränkungen ihrer Freiheit durch das Kind sehr schwer fällt. Sie fühlt sich vom Vater des Kindes alleine gelassen und gibt Swen dafür die Schuld. Von ihren Eltern oder Bekannten bekommt sie kaum Unterstützung, auch deshalb, weil sie sie selten einfordert und lieber so tut, als bräuchte sie keine Hilfe. Als Swen wieder einmal die ganze Nacht hindurch schreit, weil Katja ihn alleine gelassen hat, ruft die Nachbarin anonym beim Jugendamt an. Die Mitarbeiterin kommt noch am gleichen Tag zum unangekündigten Haus- besuch. Katja ist ungehalten und fühlt sich kontrolliert und bevormundet. Der Eindruck, den die MitarbeiterIn bekommt, ist denkbar schlecht. 2. Tom Arbeitsfeld: Jugendgerichtshilfe 6 Tom ist 15 Jahre alt. Er geht in die Regelschule, hat aber in der letzten Zeit keine Lust mehr am Lernen und die Noten sehen entsprechend aus. Tom ist zu Hause aggres- siv und lässt sich von seinen Eltern nichts mehr sagen. In der Schule war er mehr- fach in Schlägereien und in Erpressungsversuche jüngerer Schüler verwickelt. Seit einigen Wochen hat er sich einer Clique von Jugendlichen angeschlossen, 5 Wächteramt des Staates: Die Aufgabe des staatlichen Wächteramtes bei Kindeswohlgefähr- dungen haben das Jugendamt (§ 8 a SGB VIII), aber auch die Gerichte (Familiengericht, Vormundschaftsgericht). Das Jugendamt hat nicht nur zu beraten, zu betreuen und Leistungen zu gewähren, es hat auch den Auftrag, über das Wohl des Kindes zu wachen (Wächteramt des Staates). Dieser Auftrag ist in § 37 SGB VIII Absatz 3 geregelt. 6 In Verfahren nach dem Jugendgerichtsgesetz wirkt in Deutschland in der Regel auch das Ju- gendamt mit (§ 52 Achtes Buch Sozialgesetzbuch). Hierfür ist häufig ein spezieller Fach- dienst zuständig, die Jugendgerichtshilfe. Die Vertreter der Jugendgerichtshilfe bringen unter Anderem sozialpädagogische Gesichtspunkte in Strafverfahren vor den Jugendgerichten zur Geltung, indem sie (schriftlich und/oder mündlich) über die Beschuldigten berichten. Eben- falls prüfen sie aber auch, ob Leistungen der Jugendhilfe eingeleitet werden sollten und ob es Alternativen zu einem förmlichen Strafverfahren gibt. Sie nehmen Einfluss auf den weiteren Gang des Verfahrens und organisieren und überwachen gerichtlich angeordnete pädagogische Maßnahmen (§ 38 und § 50 Jugendgerichtsgesetz). 28 die mit kleinen Diebstählen, mit Übergriffen auf Passanten und mit Autokna- cken aufgefallen sind. Beim letzten Coup ist er erwischt worden. Eine Anklage- schrift liegt auf dem Tisch der Familie. Die Eltern sind entsetzt und reagieren damit, dass sie dem Jungen den Rausschmiss aus dem Elternhaus androhen. Das Jugendgericht hat die Jugendgerichtshilfe eingeschaltet. Die nimmt Kon- takt auf und Tom folgt gezwungener Maßen und widerwillig der Einladung ins Jugendamt. 3. Kinder Merten Arbeitsfeld: Scheidungsberatung Herr und Frau Merten sind nach 10jähriger Ehe soweit gekommen, dass sie sich scheiden lassen wollen. Für die beiden Kinder Pierre (4) und Monika (7) war die lange Zeit des stän- digen Streites zwischen ihren Eltern sehr belastend und beängstigend. Nun ist die Entscheidung gefallen. Beide Partner werfen dem jeweils anderen vor, durch sein Verhalten und seine Rücksichtslosigkeit, die Familie zerstört zu haben. Die Mutter will auf alle Fälle die beiden Kinder nach der Trennung behalten, Herr Merten beantragt ebenfalls das Sorgerecht. Es besteht die Ge- fahr, dass beide Eltern ihren Streit fortsetzen und die Kinder einem nicht en- den wollenden Loyalitätskonflikt aussetzen, der sie nachhaltig beeinträchtigen kann. Das Familiengericht verweist die Eltern auf die Inanspruchnahme einer Scheidungsberatung. Mertens nehmen diese in Anspruch, auch wenn sie sehr skeptisch sind und Angst haben, dabei irgendwie den Kürzeren zu ziehen. 4. Mohammed Arbeitsfeld: Arbeit mit MigrantInnen Mohammed ist in Deutschland geboren und lebt in Berlin-Kreuzberg. Seine Eltern betreiben ein Gemüsegeschäft und sind einigermaßen in Berlin integ- riert. Ihr Sohn hat eine Berliner Hauptschule ohne Abschluss verlassen und entwickelt sich zusehends zum schwarzen Schaf der Familie. Erziehungshilfe durch eine deutsche SozialarbeiterIn haben die Eltern schon vor Jahren für sich abgelehnt. Auch Mohammed selber will nichts von Sozialer Arbeit wissen. Mohamed ist sehr engagiert im Rahmen seiner Straßengang. Im letzten Monat gab es wiederholt Ärger mit der Polizei. Eine Mitarbeiterin der Straßensozial- arbeit, die in Kreuzberg tätig ist und Mohammed und seine Gang kennt und der er vertraut, stellt einen Kontakt für Mohammed zur Migrationsberatungsstelle her. Diese lädt ihn ein. Aber Mohammed nimmt die Einladung nicht wahr. 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? 29 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? 5. Jörg P. Arbeitsfeld: Betreuung und Beratung von Behinderten Jörg P. (21 Jahre alt) ist geistig und seelisch behindert. Er arbeitet in einer beschützenden Werkstatt und lebt in einer Heimeinrichtung. Er fühlt sich dort wohl. Zu seinen Betreuern hat er Vertrauen. Vor zwei Wochen hat er ein Mäd- chen kennen gelernt und möchte nun mit ihr zusammenziehen. Die BetreuerIn- nen des Heimes stehen vor einer schwierigen Aufgabe. 6. Katharina Arbeitsfeld: Jugendberufshilfe7 Katharina hat die Schule ohne Hauptschulabschluss beendet. Sie war nach der Schule in einer Berufsvorbereitungsmaßnahme (BVJ). Nun ist sie Arbeit suchend. Ihr Fallmanager kann nicht viel mit ihr anfangen. Katharina ist ver- träumt und scheint die raue Wirklichkeit um sie herum gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Wenn sie sich bewirbt, wird sie schon allein deshalb abgelehnt, weil sie einen völlig lebensuntüchtigen und naiven Eindruck macht. Fortbil- dungsmaßnahmen oder Kurse zur beruflichen Weiterbildung bricht sie ab oder kommt mit den Anforderungen nicht klar. Auch Sanktionen oder Druck konnten bei ihr nichts verändern. Ihre Berufsvorstellung ist, in einem Büro zu arbeiten und später den Juniorchef zu heiraten. Sie möchte viele Kinder kriegen und in einem schönen Haus leben. Die Sozialpädagogin, die im Kontext der BVJ tätig ist, soll nun aus Katharina eine lebenstüchtige und realistische Person machen. 7. Martina Z. Arbeitsfeld: Obdachlosenhilfe Die 48jährige Martina Z. ist seit einigen Jahren arbeitslos. Sie ist geschieden, hat keine Kinder und steht ganz alleine da. Sie erhält keinerlei Unterstützung von ihrem Exmann oder von Verwandten. Seit ihrer Arbeitslosigkeit hat sie sich selber zunehmend vernachlässigt und es gibt bei ihr inzwischen ein mas- sives Alkoholproblem. Auf Grund ihrer Mietrückstände und einiger Vorfälle im Treppenhaus hat man ihr die Wohnung gekündigt. Sie lebt seit einigen Wochen mehr oder weniger auf der Straße. 7 Die Jugendberufshilfe ist ein Handlungsfeld der Jugendsozialarbeit. Sie unterstützt und be- gleitet beeinträchtigte und sozial benachteiligte Jugendliche nach Beendigung der Schulzeit bei der Berufsorientierung durch umfangreiche und differenzierte Angebote zur beruflichen Qualifizierung dieser jungen Menschen wie Beratung, Förderung schulischer Abschlüsse, Be- rufsorientierung, Berufsvorbereitung, Berufsausbildung, berufliche Weiterbildung und Quali- fizierung, Arbeitsvermittlung und Beschäftigung. 30 In all diesen Fällen wäre Soziale Arbeit gefragt und in all diesen Fällen könn- te sie zur Lösung der Problematik der betroffenen Menschen Entscheidendes beitragen. Weiter unten im Text soll gezeigt werden, wie professionelle Soziale Arbeit mit diesen Fällen konkret umgehen würde. 1.2 Ein kritischer und selbstkritischer Blick auf die Außenwahrnehmung der Sozialen Arbeit Bevor versucht werden soll, die Profession Soziale Arbeit vorzustellen und ihr Vorgehen und ihr Selbstverständnis – u. a. an diesen konkreten Beispielen – zu erklären, wird zunächst noch ein Blick auf das Bild geworfen, das die Öffent- lichkeit von der Sozialen Arbeit hat. 1.2.1 Die Profession Soziale Arbeit – belächelt und infrage gestellt Das Bild der Öffentlichkeit entspricht durchaus nicht den wirklichen Möglich- keiten und professionellen Absichten der Sozialen Arbeit. Dafür zeichnet Sozi- ale Arbeit zum Teil selber verantwortlich. Im Folgenden werden die gängigen Vorurteile und Missverständnisse zur Sozialen Arbeit sowie ihre Hintergründe beleuchtet. Vorurteil 1: „Soziale Arbeit, das kann doch jeder!“ „Was ist der Unterschied zwischen Gott und einem Sozialarbeiter? Gott be- hauptet nicht, Sozialarbeiter zu sein.“ Viele meinen, Sozialarbeitende hielten sich für allwissend und allmächtig. Und das sei – angesichts ihrer wirklichen Möglichkeiten und des ihnen zugeschrie- benen Status – einfach nur ein Witz. Denn eigentlich, so sehen es viele, wissen und können Sozialarbeitende auch nicht mehr als jeder andere. Warum die stu- dieren müssen, ist vielen ein Rätsel. Klarstellung: Das öffentliche Vertrauen in die Soziale Arbeit und in die Notwendigkeit ihrer Professionalität ist nicht groß. Jeder glaubt, diese Arbeit selber genauso gut, vielleicht sogar besser zu können. Was ein Arzt ist, was eine Lehrerin tut, was ein Biologe in der Forschung macht oder ein Volks- wirt in der Verwaltung, das alles kann sich jeder einigermaßen vorstellen und jeder hat vor diesen Professionen einen gewissen Respekt, einfach deshalb, weil er sicher ist, dass er selber die jeweiligen Aufgaben nicht so einfach aus seinem Alltagswissen und Alltagsverständnis heraus meistern könnte. Bei der Sozialen Arbeit ist das anders. Mit einer Mutter Kaffee zu trinken, mit einem 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? 31 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? Jugendlichen Tischtennis zu spielen, das halten viele für ein simples Geschäft, für das man ihrer Meinung nach wohl kaum eine richtige, geschweige denn eine akademische Ausbildung braucht. Was Soziale Arbeit kann, wofür sie da ist, welche Chancen sie eröffnen kann, all das scheint weder in der Bevölke- rung noch in der Politik wirklich bekannt zu sein: Als 2002 der Amokläufer von Erfurt 16 Menschen in einer Schule getötet hatte, wurden danach allenfalls Rufe nach mehr Schulpsychologen laut. Von Sozialarbeitern sprach monatelang niemand. Die Kindstötungen und Vernach- lässigungen mit tödlicher Folge, die uns in den letzten Jahren immer wieder medienwirksam vorgestellt wurden, lösten in der Politik keine Forderungen nach einer besseren personellen Ausstattung der Sozialdienste der Jugendäm- ter aus, sondern ausschließlich Forderungen nach mehr Kontrolle durch die Jugendämter und durch die Kinderärzte und nach einer Zwangsverpflichtung zur Vorsorgeuntersuchung. Als in Hessen im Wahlkampf das Thema „jugend- liche Straftäter“ entdeckt wurde, tat kaum einer einen Blick auf die Angebo- te und Konzepte, die von der Sozialpädagogik bereits umgesetzt werden, die aber derzeit wegen Kürzungen und befristeter Finanzierung um ihre Existenz kämpfen müssen. Stattdessen schielte man wieder einmal nach „geschlossenen Heime n “8 . Vorurteil 2: „Das sind doch gar keine wirklichen Fachleute. Für was denn auch?“ „Wer war der erste Sozialpädagoge? Christoph Kolumbus. Als er losfuhr, wuss- te er nicht wohin. Als er ankam, wusste er nicht, wie er dahin gekommen war. Als er wieder zu Hause war, konnte er nicht sagen, wo er gewesen war. Und das alles mit dem Geld anderer Leute.“ Sozialarbeiter mischen sich in alles ein, können aber nichts wirklich richtig, so scheint es vielen. Wenn es um Rechtsfragen geht, dann schicken sie einen am Ende doch schließlich zum Anwalt. Hat man psychische Probleme, dann verweisen sie auf einen Psychotherapeuten. Drücken einen die Schulden, schi- cken sie ihn zur Schuldnerberatungsstelle usw. Immer gibt es Fachleute, die viel mehr Ahnung haben als die Sozialarbeitenden und die viel genauer Be- scheid wissen. Wozu dann also überhaupt dieser Beruf? 8 Beim ‚geschlossenen Heim’ handelt es sich um eine Form der Heimunterbringung bzw. Hei- merziehung, die mit Freiheitsentziehung verbunden ist und richterlich angeordnet werden kann (§ 1631b BGB). In solchen Einrichtungen sind Fenster, Türen, etc. gegen Flucht gesi- chert. Hintergrund für die geschlossene Unterbringung sind oft strafrechtliche Schwierigkei- ten der Jugendlichen, aber auch Selbst- und Fremdgefährdungssituationen, die jedoch keine psychiatrische Unterbringung implizieren. 32 Auch die der Sozialen Arbeit verwandten sozialen und medizinischen Pro- fessionen sehen in ihr oft eine untergeordnete, in der Hierarchie wissenschaft- lich begründeter Berufe weit unten stehende Profession, die im Vergleich zu ihrer eigenen Aufgabe eher dienenden und unterstützenden Charakter hat: z. B. als Außendienst des Psychiaters, als Aushilfspädagoge in der Schule, als klei- ner ‚Hilfs-Psychologe’ etc. Klarstellung: Soziale Arbeit ist eine allzuständige und auf den Alltag der Menschen ausgerichtete Profession (vgl. Abschnitt 1.4.1). Ihre Besonderheit besteht in der Breite (nicht in der Spezialisierung) ihrer Ausbildung, in der Fähigkeit, die komplexen Zusammenhänge von Problemen ganz unterschiedli- cher Art zu durchschauen und im Blick zu behalten und in der Kompetenz, im Alltag selber Probleme zu erkennen, zu bearbeiten und mit den Betroffenen zu lösen. Diese Kompetenz wird oft nicht als solche erkannt. Das führt zur Igno- ranz der Möglichkeiten und zu einer Abwertung der Profession Soziale Arbeit. Vorurteil 3: „Die können doch nur labern!“ „Treffen sich zwei Sozialarbeiter. Der eine: „Ich muss zum Bus, kannst du mir sagen, wie spät es ist?“ Der andere: „Nein, aber wir können gern darüber re- den.“ Soziale Arbeit wird oft belächelt als bloße Luftnummer: ‚Es wird vor allem geredet, nicht durchgegriffen, und es werden Probleme gesehen, wo gar keine sind.’ Statt tatkräftig Hilfe zu leisten, beschränken sich Sozialarbeitende, so die Meinung, bloß aufs Reden. Klarstellung: Soziale Arbeit löst ihre Aufgabe, Unterstützung bei der Le- bensbewältigung zu leisten, auf eine doppelte Weise: Sie kümmert sich zum einen ganz konkret und materiell um fehlende Ressourcen und notwendige, existentielle Bedingungen für das Gelingen des Alltags ihrer Klienten. Um im Bild zu bleiben: Die Frage des Passanten im Witz bedarf natürlich einer schlichten und schnellen Information. Alles andere ist erst einmal unwichtig und überflüssig. Aber Soziale Arbeit beschränkt sich nicht darauf, Probleme einfach für die Menschen und an ihrer Stelle zu lösen. Im Sinne der angestrebten Hilfe zur Selbsthilfe ist sie immer bemüht, den Betroffenen in die Lage zu versetzen, seine Probleme selber in die Hand zu nehmen, sich z. B. beim nächsten Mal die notwendigen Ressourcen selber beschaffen zu können. Und sie berücksichtigt immer, dass Lebensbewältigung etwas ist, was auch und oft ganz zentral den betroffenen Menschen selber bewegt und von seiner Bereitschaft, sich für sich 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? 33 1 Soziale Arbeit – was ist das eigentlich? selber zu engagieren, sich zu verändern, dazu zu lernen, seine Kompetenzen zu erweitern, seine Einstellung zu sich und seiner Umwelt möglicherweise zu ändern u. a. abhängt. Dieser Teil der Unterstützung ist aber im Wesentlichen nur über das Medium der Kommunikation umzusetzen. Soziale Arbeit ist des- halb weite Strecken erst einmal Interaktion und Kommunikation mit den Kli- enten, um sie zu befähigen, (wieder) Herr oder Herrin ihres eigenen Lebens zu werden. Das Beispiel im Witz ist bedarf keiner langen Auseinandersetzung, sondern schlicht einer kurzen Information. Aber schon die Frage einer Klien- tin: „Wie kann ich schnell all meine Schulden loswerden?“, würde nicht an- gemessen und umfassend beantwortet werden (z. B. Entschuldung), wenn man ausschließlich auf der Ebene der konkreten, direkten Hilfe bleibt. Vielmehr wäre ein Gespräch zur Frage, „Wie könnten Sie es vermeiden, erneut auf die lockenden Ratenkaufangebote in den Katalogen hereinzufallen?“, notwendig. Vorurteil 4: „Sozialarbeiter sind nur für Randgruppen zuständig. Normale Leute ha- ben besser damit nichts zu tun.“ „Drei Mütter unterhalten sich über ihre Söhne. Die erste ganz stolz: „Mein Sohn ist Pfarrer, den grüßen alle mit ‚Herrn Pastor‘!“ Drauf die zweite: „Das ist doch gar nichts, mein Sohn ist Bischof, den grüßen alle mit ‚Euer Hochwohl- geboren‘!“ Die dritte Mutter etwas zerstreut: „Ich weiß nicht, immer wenn ich erzähle, dass mein Sohn Sozialarbeiter ist, sagen alle: ‚Ach du lieber Gott!’“ Soziale Arbeit wird als etwas angesehen, mit dem man als normaler Mitbürger nichts zu tun hat und auch nichts zu tun haben will. Soziale Arbeit, das ist etwas für missratene Kinder, für gewalttätige Eltern, für Obdachlose, für Ge- scheiterte, für Menschen am Rande der Gesellschaft. Klarstellung: Wie jede Profession wird auch Sozia'; preg_match_all($re, $str, $matches, PREG_SET_ORDER, 0); // Print the entire match result var_dump($matches);

Please keep in mind that these code samples are automatically generated and are not guaranteed to work. If you find any syntax errors, feel free to submit a bug report. For a full regex reference for PHP, please visit: http://php.net/manual/en/ref.pcre.php